Reichlin Klaus v/o Vau-We, 06.12.1953-05.08.2023

06.08.2023 - Armin Meier v/o Duschter

Nachruf

Masch-Ing. ETH

Klaus Reichlin v/o Vau-We

GV Suitia, AKV Kyburger

06.12.1953 - 03.08.2023


 

VW betrat am 6. Dez. 1953 unseren Planeten. Er erhielt den Vornamen Klaus, dem Tagesheiligen St. Niklaus der Kirche entsprechend. Er ist der zweite von insgesamt vier Brüdern; einer davon ist auch Kyburger mit dem Vulgo Taikun. Als Taufpate fungierte Doktor Josef Trütsch, später Rektor am Kollegium Maria Hilf in Schwyz, wo auch sein Vater als Verwalter arbeitete. Er erlebte eine lausbubenhafte Jugend, durchlief die Primarschule in Schwyz und trat dann als Externer in das Kollegium Schwyz ein, mit Ausrichtung Technik, damals Typus C und verliess das Kollegi als maturus. Er hatte schon als Jugendlicher eine außerordentliche Affinität zu Fahrzeugen und Motoren. In der Suitiaerhielt er den VulgoPneu, was er noch einigermaßen akzeptieren konnte; das Vulgo später bei den Kyburgen lautete VW, was ihn nicht  erbaute, sondern eher ärgerte.

Er wurde 1972 in Luzern in den Schw. StV aufgenommen. 1973 zog er nach Zürich, wo er mit seinem Bruder Taikun in der legendären Kyburgerwohnung Universitätsstrasse 48 bei der Schlummermutter Fedriga wohnte. Er schrieb sich an der ETH als Studierender in Maschinenbau ein. Er trat in die akademische Kommentverbindung Die Kyburger ein und wurde 1974 burschifiziert. In der Folge übernahm er div. Chargen, so die des Aktuars, des Conseniors und Fuxmajors. 1978 beendigte er das Studium an der ETH und nahm eine Stelle bei Altherr Kran an. Danach zog er für einen Sprachaufenthalt nach England.

Bereits mit etwa 20 Jahren machte sich eine heimtückische Erkrankung bemerkbar, die progredient und unumkehrbar war. Es war eine Degeneration der Nerven, welche die Muskeln innervieren. Das bedeutete eine schleichende Schwächung des muskulären Apparates. Der allmählich eingeschränkten Mobilität begegnete er mit der Anschaffung eines Minis, eines Gehstocks und mit stoischer Zuversicht. Er probierte alle Therapien aus, immer suchend nach dem rettenden Strohhalm, aber vergeblich.

Das Leben geht trotzdem weiter. Er trat eine Stelle am PSI in Würenlingen an, mit Schwerpunkt «nukleare Sicherheit». Dank vorbildlicher Unterstützung seiner Arbeitskollegen konnte er bis zur Pensionierung noch ein Pensum von 50% erfüllen. Trotz seiner Einschränkung wohnte VW in einer Wohnung allein, bestens organisiert mit allen elektronischen Hilfsmitteln, lediglich unterstützt von einer Spitexfrau.

Vau-We verfügte über ein stark ausgeprägtes Zahnbewusstsein, das ihn aus Prophylaxegründen häufig in meine Praxis führte. Wahrscheinlich dürfte auch der anschliessende kulinarische und gesellschaftliche Teil dazu beigetragen haben. Ich bin froh, mit solchen Kleinigkeiten ihm einige Zerstreuung ermöglicht zu haben.

Am Wochenende reiste er nach Schwyz in den Kreis seiner Schulgspänli, in deren Mitte er Geborgenheit fand. Er lebte da bei seiner Mutter. Er scheute keinen Aufwand, der mit dem umständlichen Transfer von einem Ort zum andern verbunden war.

Die Verbindung stellte eine wesentliche Stütze dar. Ein zeitraubender Transport mit Eisenbahn und Tixi hinderte ihn nicht an einer regen Teilnahme am Verbindungsleben. So nahm er an vielen AH-Fahrten teil, musterhaft betreut von Anglo und später auch von Naso. Auch nach Pergine pilgerte er, anfangs noch mit dem Mini, später in einem geräumigen Personenwagen und am Schluss im behindertengerechten Fahrzeug.

In den 80- er Jahren war es vorbei mit der eigenständigen Fortbewegung; der Rollstuhl drängte sich auf. Auch ertrug er mehrere Operationen, einen letzten schweren Eingriff am Herz 2015 im KS Basel, mit anschliessender mehrwöchiger Rehabilitation in Nottwil. Mit unbeugsamem Willen kämpfte er sich ins Leben zurück. Als gute Fee trat Frau Silvia Hofmann in sein Leben - ein Glücksfall-, denn sie ermöglichte mit viel Empathie und endloser physischer Präsenz ein erfülltes Leben im neuen Zuhause, das er und seine Brüder erbauten. Silvia bewirkte als ausgebildete Pflegekraft mit anderen Pflegenden, dass er nicht in eine stationäre Einrichtung abgeschoben wurde. Ich kenne keinen anderen Fall, wo die Versicherung bewegt werden konnte, einem so schweren Pflegefall das Leben zuhause zu ermöglichen.

Vom Wahlspruch der Kyburger «Tapfer und Treu» triftt bei VW das Prädikat «Tapfer» in herausragendem Masse zu. Nie habe ich von ihm ein Wort des Haderns mit dem Schicksal vernommen und dies trotz unheilbarer Krankheit. Auch wenn die Physis stark reduziert war, so trotzte er mit eiserner Entschlossenheit der Perspektivlosigkeit und Lebensverdrossenheit. Treu stand er auch zu den Kyburgern trotz unüberbrückbarer räumlicher Distanz. Lieber Vau-We, Du hast trotz deiner Gebrechlichkeit den Kyburgern viel gegeben; dafür danken wir Dir. 

 

Armin Meier v/o Duschter