Cyrill Scherrer v/o Schlag, 10.06.1926 - 30.03.2023

28.04.2023 - Werner Brändle v/o Nass

Nachruf 

 

Cyrill Scherrer v/o Schlag

*10.06.1926 +30.03.2023
Corona Sangallensis, AKV Kyburger

 


Liebe Freunde von Schlag, Kyburger, Sangallenser

 

Ich zitiere aus Schlags Lebenslauf eingetragen im Goldenen Buch:

«Am 10. Juni 1926 als Sohn eines Baumeisters in St.Gallen geboren, wuchs ich dort als zweitjüngstes von sieben Kindern auf. Nach Absolvierung der Primarschule besuchte ich zwei Jahre lang das Gymnasium der Kantonsschule in St.Gallen, entschloss mich dann aber den Beruf meines Vaters zu wählen. Ich siedelte also in die technische Abteilung über.
Da mein Vater St.Ver und ehemals ein begeisterter Couleurstudent war, trat ich mit 18 Jahren in die Corona Sangallensis ein. Ein Jahr darauf wurde ich in Sitten in den St.V. aufgenommen.
Nach bestandener Matura 1947 immatrikulierte ich mich an der ETH als stud.bauing.
Um auch hier in Zürich echte Freundschaft zu finden, wie ich sie in der Corona Sangallensis besessen hatte, trat ich in die akademische Studentenverbindung Kyburger ein.»

Soweit sein Eintrag im Goldenen Buch der Kyburger.

Nach Abschluss des Studiums 1952 Eintritt in den AH Verband der Kyburger. 1953 – 1955 Bauführer im Stollenbau beim Kraftwerk Zervreila oberhalb Vals für die Firma Prader, Chur. Ab 1956 tätig beim Kyburger Grüebler v/o Fink im Büro für Kalkulationen und Abrechnungen, zudem Bauführungen in St.Gallen und auch für die militärische Flugplatzanlage der Hunterstaffel in Alpnach, 2 atombombensichere Kavernen, dazwischen eine riesige Halle für die Unterhaltsarbeiten, Steigstollen zu den Tanks mit dem Flugzeugtreibstoff und unzähligen Kammern für Munition.

Während dieser intensiven Zeit als Bauingenieur heiratete er am 12. April 1954 Heidi Ramseyer. 1955 Geburt der Zwillinge Jürg und Guido, 1960 Ivo und 1963 Tochter Judith. Nach geglückter Familiengründung und nach dieser tüchtigen Gesellenzeit eröffnete Schlag 1960 ein eigenes Ingenieurbüro in St. Gallen.

Jetzt war Schlag in seinem St.Gallen angekommen, er baute sich ein unglaubliches gesellschaftliches Netzwerk auf, in dem er sich wohl fühlte. In diesem Netzwerk wurde seine Zurückhaltung, seine fröhliche, quirlige, zufriedene Art geschätzt. Sein verschmitztes Lächeln war für alle wohltuend.

Einige dieser Netzwerke seien hier kurz erwähnt:
Der Männerchor St.Gallen Ost: Schlag war ein begeisterter Sänger. Die wöchentlichen Proben besuchte er so gewissenhaft, dass er mehrfach die Auszeichnung des aktivsten Probenbesuchers bekam.  Einige seiner alten Sängerkollegen haben die Abdankung mit Gesang bereichert.

Der Ritterbund von Oberberg: Schlag war 1948 eines der Gründungsmitglieder. Diese illustere Schar junger St.Ver wusste wie man Feste feiert. Zu Fuss von St.Gallen ins Schloss Oberberg gepilgert, dort mit fröhlichem Sang und Becherklang ging es in tiefer Nacht wieder zurück nach Hause. Nach dem Schlossbrand im Oktober 1955 ergriffen die Ritter von Oberberg die Initiative zur Wiederherstellung des Schlosses, sammelten Geld und klopften bei Sponsoren an. Dieser Bund besteht seit nunmehr 75 Jahren und hegt und pflegt noch heute die alten Traditionen weiter.

Das Engagement für’s Museumsquartier, wo er sein Ingenieurbüro hatte und seit 1975 mit seiner Familie wohnte, war vorbildlich. z.B. pflegte er das Wiesli: ein Freiraum als Spielwiese, Party- und Grillplatz mitten im ehrwürdigen Museumsquartier. Wir Stadt St.Galler durften vor ein paar Wochen abstimmen, ob das Wiesli überbaut werden darf.
In der Kantonsschule besuchte Schlag die technische Abteilung, das sogenannte T. Hier trat er 1944 der Corona Sangallensis bei. In diesem couleurstudentischen Kreis hat es Möpsli, so sein Vulgo, offenbar so gut gefallen, dass der allzu wackere Sangallenser von seinem Vater diszipliniert wurde. Wie, das hat er schriftlich verlangt, darf nicht veröffentlich werden. Was ich hiermit mit Wehmut befolge.

Im AH Verband der Corona Sangallensis, in diesem einzigartigen St.Galler Freundeskreis, war er stets präsent. Er besuchte praktisch alle Anlässe, insbesondere die Altherren Generalversammlungen. Er war ein ruhiger, kein Revoluzzer. Nur einmal aufgeschreckt bei der Aufnahme eines Kandidaten zum Übertritt in den AH Verband, als dieser Kandidat erklärte, er sei in die Zofingia eingetreten, stellte Möpsli dezidiert und klar den Antrag: einen Zofinger im Altherren Verband der Corona Sangallensis gibt es nicht. Der Antrag wurde mit einem wohlwollenden Gelächter abgelehnt, Schlag reagierte ohne Häme mit seinem verschmitzten Lächeln.

«Um auch in Zürich echte Freundschaft zu finden, wie ich sie in der Corona Sangallensis besessen hatte, trat ich in die akademische Studentenverbindung Kyburger ein». So sein Eintrag im Goldenen Buch. Diese Freundschaft fand er, besonders in einer sagenumwobenen Kohorte von 13 Kyburgern mit Jahrgang 1926. Diese 26iger trafen sich regelmässig. Im Pensionsalter unternahmen sie Reisli, später gönnten sie sich sogenannte Kuraufenthalte. Einen der letzten "Kuraufenthalte" vor ein paar Jahren verbrachten sie im Waldhotel Davos, als Kurhaus beschrieben im Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann. Der Hoteldirektor, übrigens der Schwiegersohn von Naso, musste ihnen am letzten Aufenthaltstag erklären: der Weinkeller ist wegen euch bald leer!

Im Mai 2013 starb seine Frau Heidi. Der lebensfreudige Schlag wurde ruhiger. Tapfer kam er aber stets mit 2 Stöcken bewehrt an unseren Kyburger Regionalstamm. Die Konversation mit ihm wurde wegen seiner Schwerhörigkeit mühsamer. All seine Altersgebrechen trug er jedoch gelassen, nie ein Klagen, immer zufrieden und gut gelaunt. Wegen der allgemeinen körperlichen Schwäche, besonders  wegen der Herzenschwäche, wies ihn der Hausarzt am 6. März ins Spital, in die Geriatrie ein, wo er ohne Leiden am 30. März ruhig entschlafen ist.

Schlag, deine Treue zur Verbindung sei uns Vorbild. Ruhe in Frieden!

Werner Brändle v/o Nass