Peter Baumann v/o Harst, 21.01.1930 – 04.12.2020

04.12.2020 - Karl Baumann v/o Tiis

Nachruf

Bau-Ing. ETH

Peter Baumann v/o Harst

Kyburger, Rusana

21.01.1930 – 04.12.2020

  

v/o Harst, was soll das heissen ?, fragen heute wohl die meisten Burschen und Füxe. Wikipedia antwortet: Harst ist ein schweizerischer Ausdruck für eine Kampfschar. Obwohl Peter Baumann als Single sein Leben lang oft allein für seine Ideen gekämpft hat, verstand er es bestens, auch andersdenkende Mitmenschen nach und nach mit seinen Argumenten zu überzeugen und so erfolgreiche Kampfscharen zu bilden. Schon als junger Externer im Gymnasium des Benediktiner-Kollegiums Karl Borromäus in Altdorf Uri ist ihm das erstmals gelungen. Er gründete dort als junger Pennäler eine kleine liberale „Landsmannschaft“ mit fröhlichem Trink- und Fechtkomment (die Ordonnanzsäbel gehörten den Vätern und Onkeln). So vorbereitet trat er später auch in die dortige Gymnasialverbindung RUSANA ein, wo er bald zuerst Fuxmaior und dann Senior wurde. Seine jugendliche Kampfkraft beeindruckte 1951 beim Start zum Bauing ETH auch die KYBURGER, sodass man den strammen Urner Fux folgerichtig mit dem prägnanten Vulgo Harst taufte. Auch hier in Zürich, in seiner lebenslangen Lieblingsstadt, erbrachte er dann im Lauf der Studienzeit als Aktuar und Fuxmaior farbenstudentische Leistungen!

Harsts Leben verlief auch nach dem Studium an der ETH immer vielschichtig. Familiären Gegebenheiten folgend trat er zusammen mit seinem Bruder in die Baufirma seines Vaters ein, welche sie nach dessen Tod unter dem Namen Josef Baumann Söhne AG weiterführten. Harsts angeborene und immer schon präsente Begeisterung für Kultur, Kunst, Literatur, Geschichte und Politik infiltrierte seinen beruflichen Alltag im Baugewerbe ständig. Er hatte zum Beispiel Mühe, die eben renovierte äussere Pracht von historischen Bauten dann im Innern derselben mit eher kalten, modernen und zweckmässigen Raumstrukturen „zu verraten“. Doch sein Respekt vor anderen Meinungen, seine Gesprächsbereitschaft und die Toleranz gegenüber unangenehmen Beschlüssen machten auch seine ab und zu hörbare Wortgewalt erträglich. Ja, sein Charakter, seine Menschenfreundlichkeit und sein umfassendes Wissen machten ihm im Lauf der Jahre sehr vieles möglich: Als katholisch sanft abgefedertes FDP-Mitglied wurde er Gemeinderat und später Gemeindepräsident von Altdorf (1976 -1979), dann Landratspräsident von Uri (1989/90) und nachher auch Präsident der dortigen Natur- und Heimatschutz-Kommission . Seinen beruflichen Fähigkeiten und seinem Vulgo Harst entsprechend leistete er folgerichtig auch Dienst als Sappeur-Hauptmann in der Armee.

Im kulturellen Bereich wirkte Harst viele Jahre als sehr wichtiges Mitglied im neu gegründeten und zunehmend aktiven Kunst- und Kulturverein Uri. Die Attraktivität der Geschichte seines Heimatkantons belebte er als Vizepräsident des Historischen Vereins. Harst glänzte als Laienschauspieler auch bei den Altdorfer Tellspielen, wo er im CH- Jubiläumsjahr 1991 beim Rütlischwur den Schwyzer Wortführer Reding beeindruckend spielte. Zu jeder Lebenssituation wusste er eine philosophische oder literarische Sentenz zu zitieren - und er nahm deren Inhalt auch ernst. Als offizielle Würdigung seines vielseitigen kulturellen Engagements erhielt Harst 2011 vom Urner Regierungsrat den „Goldenen Uristier“ vor grossem Publikum im Haus für Kunst Uri!

In den letzten Jahren lebte Harst zunehmend zurückgezogen. Der ihn draussen meistens begleitende Labrador oder Neufundländer akzeptierte beim Dorfspaziergang problemlos seinen rückenbedingt langsamen Schritt. Schon seit langem war Harst an farbenstudentischen Anlässen nicht mehr anzutreffen, aber Kyburger-Altherr und Mitglied der Genossenschaft Kyburgerhaus blieb er bis zum Lebensende im Altersheim Rosenberg in Altdorf. Harst ist neunzigjährig geworden und wir werden ihn in bester Erinnerung behalten. Häufig hat er als Kyburger mit dem rosa-weiss-grünen Band gesungen: Der Heimat das Leben wir weihen! Du hast das auch getan, lieber Harst, und wir danken Dir für alles!

  
Karl Baumann v/o Tiis

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