Rudolf Kopp v/o Zinal, 08.11.1929 – 16.10.2019

16.10.2019 - Erich Haag v/o Gral

Nachruf

Dipl. Bau-Ing. ETH

Rudolf Kopp v/o Zinal

Kyburger

08.11.1929 – 16.10.2019

 

Am 16. Oktober ist Rudolf Kopp v/o Zinal in Luzern im Alter von 90 Jahren gestorben. Er hatte zu den ältesten Kyburgern gezählt. Mit seinem Tod trauern wir um einen treuen, verlässlichen, liebenswürdigen Alten Herren.

Rudolf Kopp wurde am 8. November 1929 in Luzern geboren und wuchs mit zwei Brüdern und zwei Schwestern auf. Er sei als Kind von schwacher Gesundheit gewesen, schreibt er in seinem Lebenslauf, aber sein Vater habe da Abhilfe gewusst. [Ich zitiere aus seinem Lebenslauf im Goldenen Buch:] «So erhielt ich auch einmal statt eines Geschenks, das meine Stunden in der warmen Stube verkürzen sollte, ein Paar Skier. Und wie mein Vater mich so freudig im Schnee tummeln sah, erkor er mich bald zu seinem Begleiter in die Berge, und diese Rosskuren taten mir wohl … Mein schwaches Figürchen lockte viele Kameraden zu einer Kraftprobe. Diese Verfolgungen trieben mich bald in die Arme einer rauhen Bande, die ich mir als Leibgarde zu sichern wusste. Diese Gesellschaft, die Zwangsaufenthalte auf dem Bauernhofe meiner Mutter und die strenge Hand meines Vaters machten aus mir mit etwas Verspätung den gesunden und künftigen Knaben, geschaffen für die Flegeljahre. Im Gymnasium zu Luzern wurde ich als mittelmässiger Schüler, guter Sportler und grosser Interessent für alle Dinge, die ausserhalb der Schule geschahen, bald ein guter Kamerad aller Gleichgesinnten. Zu spät merkte ich, … dass die Organisation von Klassenabenden und Bergtouren nicht als Entschuldigung für vernachlässigte Aufgaben galten. Dies wurde mir denn auch beim Eintritt ins Lyzeum mit Zahlen zwischen 3 und 5 noch schriftlich mitgeteilt. Nachdem ich noch in London unsere Klasse mit zwei Kameraden verliess um auf eigene Faust über Paris in die Schweiz zurückzukehren, schienen mir die Chancen für eine Nachprüfung zu klein, und ich verzichtete.

Nach drei Semestern am Institut Minerva in Zürich bestand ich die Eidgenössisch Technische Maturität. Diese Zeit war zu streng und eintönig, um mehr erwähnt zu werden. Mit dem stolzen Eintritt ins erste Semester am Poly begann ich wieder aufzuleben. Bekanntschaften mit jungen St.V.-Mitgliedern ermöglichten mir den Eintritt bei den Kyburgern, von deren ersten Semestern ich mich im siebenmonatigen Dienst erholen konnte. Ich verbringe nun schon zwei Semester am Poly und in der Verbindung und ich glaube, dass dieses Zweigestirn mich fürs Leben wappnen wird.» Soweit Zinal in seinem damaligen Lebenslauf.

Sein Vulgo erhielt Zinal zweifelsohne, weil er schon damals und fast zeitlebens ein begeisterter Alpinist war. Zwar hätte es in der Nähe von Luzern andere Berggipfel als Inspiration für die Namensgebung gegeben als den Walliser Viertausender des Zinal-Rothorns, aber «Pilatus» etwa oder «Esel» wären als Biername doch etwas anrüchig gewesen. Darum also «Zinal». Biervater von Zinal war Carlo Odermatt v/o Struth, sein Leibfuxe Christian Grand v/o Faruk. Als Aktiver war Zinal einmal Aktuar und Ball-x; höhere Chargen musste beim damaligen Bestand der Aktivitas nicht jeder Bursche übernehmen.

Hier wäre auch noch der Stamm Leise zu erwähnen. Zinal scheint insbesondere während seiner Aktivzeit mit dem Stamm Leise sehr verbunden gewesen zu sein. In den Jahren 1954 bis 57 findet man immer wieder seine Unterschrift im Stammbuch. Wie damals üblich, schrieb er auch Karten an den Stamm und feierte Anfang 1957 dort den Polterabend. Seine Kyburgerfreunde waren insbesondere Skiff, Team, Kahn und der Stammgast Walter Angst, aber auch Farad, Zahn, Bio, Diavolo, Gift, Schroff, Kerr. Auch später, nach seiner Rückkehr nach Luzern, zeigte er sich öfters am Stamm Leise und war einer der grossen Spender der Schiffsmiete für den Jubiläumsanlass 2012 in der Zentralschweiz.

1956 oder 1957 (die Quellen geben hier verschiedene Daten an) schloss Zinal sein Studium als Diplomierter Bauingenieur ETH ab und trat in den Altherrenverband ein. Seine Berufstätigkeit begann er als Praktikant in Wien. Nach seiner Rückkehr nach Luzern trat er eine Stelle bei der Schindler Bauunternehmung an. Wie viele junge Bauingenieure war er einige Jahre auf verschiedenen Grossbaustellen in den Alpen tätig. Die Fünfziger- und Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts waren bekanntlich der Kulminationspunkt des Ausbaus der grossen Wasserkraftwerke in den Alpen. Zinal leitete u.a. die Baustelle der Zentrale Ferrara der Kraftwerke Hinterrhein, sowie weitere Kraftwerkbaustellen in den Kan-tonen Graubünden und Wallis. 1968 übernahm Zinal die Geschäftsleitung der Schindler Bauunternehmung AG; die Firma wurde in Kopp AG Bauunternehmung umbenannt.

Militärisch beendete Zinal seine Karriere als Hauptmann der Genietruppen. Er engagierte sich als Verwaltungsrat der PTT-Betriebe sowie als Mitglied verschiedener weiterer Verwaltungsräte. Während acht Jahren gehörte er für die CVP (er stammte schliesslich aus der Sippe der konservativen Kopp, im Gegensatz zu den liberalen Kopp mit dem ehemaligen Stadtpräsidenten Paul Kopp) dem Grossen Stadtrat von Luzern an. Seine Mitgliedschaften in der ehrwürdigen Zunft zu Safran in Luzern, im Rotary-Club und - natürlich - bei den Kyburgern ermöglichten ihm, auch als es um ihn stiller wurde und er sich auch vom Stamm Leise zurückzog, langjährige Freundschaften aufrecht zu erhalten.

Schon bald nach Studienabschluss hatte Zinal seine Freundin Verena Schenker geheiratet. Dem Ehepaar wurden zwei Töchter und ein Sohn geschenkt. Wie erwähnt, war Zinal schon in jungen Jahren ein begeisterter Berggänger, und so kam auch seine Familie in den Genuss teils ausgedehnter Bergwanderungen. Mit seiner Frau unternahm er verschiedene Reisen nach Südamerika und in die Antarktis. 2016 starb leider seine Gattin, und es wurde stiller in seinem Haus an der Rebstockhalde in Luzern. Vorige Woche hat ihn der Tod von seinen Altersbeschwerden erlöst. Wir wollen unserem lieben Zinal ein treues Andenken bewahren. 

Erich Haag v/o Gral 

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